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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 78

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Arbeiten helfen muten, wenigstens ein- oder zweimal in der Woche zur Schule zu schickeu. Doch gelang ihm die Durchfhrung des Schul-Zwanges ebensowenig wie die der allgemeinen Wehrpflicht. Als seine Beamten die Durchfhrung einer solchen Bestimmnng fr unmglich hielten und allerlei Einwendungen machten, antwortete der König: Die Regierung will das arme Volk in der Barbarei erhalten; denn wenn ich baue und verbessere das Laud und mache keine Christen, so hilft mir alles nichts", wodurch er zugleich seine Anschauung der den Wert einer tchtigen religisen Bildung zum Allsdruck brachte. der 2000 Schulen entstanden unter Friedrich Wilhelms Regieruug, 1700 allein in Ostpreuen und zu ihrer Unterhaltung gab der Kllig ein Kapital von 150 000 Mark') her. Armen Gemeinden schenkte er beim Neubau einer Schule das ntige Holz. Unter seiner Regierung -wnrde auch das erste Lehrersemiuar (zu Stettin) gegrndet, und den evangelischen Prpsten und Superintendenten befahl der König, die Vorbereitung und Prfung der angestellten Lehrer in die Hand zu nehmen. Im Jahre 1736 erlie der Kuig einen Schulgruduugsplau, woriu er verlangte, da die Lehrer die Schler als Kinder der Ewigkeit ansehen sollten. Ihre Anfgabe sei es, sie zil Christum zu führen und dafr zu sorgeil. da die Kleinen nach seinem Vorbilde an Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen wchsen und zunhmen. Vor allem sollten die Kinder in der Religion, aber auch im Lesen, Schreiben l'.nd Rechnen unterrichtet werden. Der König ging auch selber in die Schuleu, erkundigte sich nach den Fortschritten der Kinder und ermahnte die trgen ernstlich, fleiig zil lernen. Anch nach beendigter Schulzeit sollte die Knaben, welche ein Handwerk lernten, nicht ans dem Auge gelasseu werden. Die Meister sollen," so schrieb der König in seiner Hand-werksordmmg (1733) vor, die Lehrjungen in gebhrender Zucht halteil, ihnen keinen Mutwillen, noch eine -andere Ungebhr gestatten. Sie sollen sie zur Gottesfurcht und guten Sitten soviel als mglich anhalten und sollen sie an Sonn-, Fest- und Butageu znnl Gottesdienst und zur Kinderlehre schicken." Das .Heerwesen. Eine ganz besondere Sorgfalt verwandte der König auf die Soldaten, welche er feine lieben blauen Kiilder ') Mns pierati lberg der Frmmigkeit).^

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 300

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
300 unterscheiden; Whrend die Vertreter der einen dem alten Glauben treu blieben, waren die Anhnger der anderen dem Unglauben verfallen, ver-spotteten die Religion, verhhnten jede uerung der religisen ber-zeugung und suchten den Atheismus in immer weiteren Schichten der Bevlkerung zu verbreiten. a) Die katholische Kirche. Die franzsische Revolution schaffte dav Christentum ab, zog das Kirchengut als Staatseigentum ein und beschrnkte die geistliche Macht. Napoleon I. stellte zwar die katholische Kirche in Frankreich wieder her, gab ihr jedoch die frhere einflureiche Stellung nicht wieder. Der Kirchenstaat wurde ausgehoben und der greife Papst als Gefangener nach Frankreich gefhrt. In Deutschland erlitt die katholische Kirche durch die Skularisation schwere Einbuen. Aber trotz der oft herben Bedrngnis zeigte sie die grte Lebenssaft. Um den Heiden das Evangelium zu verknden, wurde in Rom eine besondere Kongregation eingesetzt') und der Ausbildung von Missionaren eine hohe Aufmerksamkeit gewidmet. In China, Japan und auf den Inseln der Sdsee entstanden blhende Missionen, die zeitweilig- unter grausamen Christenverfolgungen zu leiben hatten. I" ganz besonders groartiger Weise entwickelte sich die katholische Kirche in Amerika; langsam, aber erfolgreich drangen glanbensmutigemissionare immer tieser in Afrika ein. Auch in dem protestantischen Norden Europas und in der Diaspora des Deutschen Reiches Breitete sich das katholische Missionswesen immer weiter ans; neue Pfarreien wurden gegrndet, Schulen und Kommnnikanten-Anstalten errichtet, die grten-teils vou dem Bonifaziusvereiu unterhalten werden. Krftig blhte das religise Lebeu empor; immer zahlreicher wurden die religisen Vereine fr jung und alt, fr Männer und Frauen, die fr das geistige Wohl ihrer Mitglieder, zu sorgen sich an erster stelle zur Ausgabe gesetzt hatten. Im Parlament und in der Presse suchten die Katholiken ihre Rechte und Wnsche zur Geltuug zu bringen. Ter Jesuitenorden wurde schon bald wiederhergestellt, und von jenen religisen Orden, deren Mitglieber durch ihre nimmermde Liebesttigkeit zu wahren Engeln fr die leidende Menschheit geworden sind, verdienen die Barmherzigen Schwestern vor allein genannt zu werden. Wohlsahrtseinrichtungen, Vereinigungen zum Schutze junger Mdchen im In- und Auslnde, Viuzensvereine u. v. a. entstehen berall und erfreuen sich einer krftigen Untersttzung von feiten der katholischen Bevlkerung. ]) Congregatio de propaganda fide.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 266

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Unvergessen bleibt die Wirksamkeit der Knigin während des blutigen Krieges mit Frankreich, in welchem sich gegen 25000 Menschen unter ihrer hohen Fhrerin an der freiwilligen Krankenpflege beteiligten. Die Kaiserin leitete selber die groartige Ttigkeit dieses Heeres von Barmherzigen, sie berwachte die schon bestehenden Lazarette und lie neue einrichten, sie sorgte fr eine gleichmige Verteilung der Krankenpfleger, der Geschenke an Krieger und Verwundete. In Frankreich waren allein 42 Lazarette eingerichtet. Bei Berlin auf dem Kreuzberge lagen 50 Baracken voll von verwundeten und kranken Soldaten. Am Weihnachtstage 1870 ging die Knigin hier von einem Bette zum anderen, reichte jedem Kranken ein kleines Geschenk und hatte fr jeden ein mildes, trstendes Wort. Das grte Lob fr all dies liebende Wirken spendete der hohen Krankenpflegerin kein anderer, als ihr kaiserlicher Gemahl: Wenn ich auch nicht so weit gehen kann, wie die Kaiserin, welche am liebsten jeden verwundeten Soldaten in ein Himmelbett gelegt haben mchte, so habe ich doch das feste Vertrauen, da im Falle eines neuen Krieges sich vieles namentlich fr die verwundeten Krieger gnstiger gestalten wird." In dem von dieser menschenfreundlichen Frstin gestifteten Kaiserin-Augusta-Hospital" sollten Kranke eine liebevolle Pflegesttte finden lind Krankenpflegerinnen fr ihren schweren Beruf ausgebildet werden. Fr Volkskchen. Suppeu- und Rettung sauft alten hatte die besorgte Landesmutter stets eine offene Hand, so da von ihrer Liebes-ttigkeit gerhmt werden kann: Nie ist eine Fehlbitte fr die Not ein-zeluer. wie fr die Bedrfnisse wohlttiger Anstalten an die Kaiserin Augusta gerichtet worden; sie hat nicht blo gegeben, sie hat nach bester berlegung Hilfe zu fchaffen gesucht." Dienstboten, die ihrer Herrschaft lange treu gedient hatten, schenkte sie ein goldenes Kreuz, Frauen, die sich in der Ausbung der Werke der Nchstenliebe groe Verdienste er-worben hatten, lie sie mit dem Luiseuordeu schmcken. Fr die weibliche Jugend stiftete die Kaiserin die Erziehung s-anstalt fr verwahrloste Kinder" und in Berlin die Augusta-Schule", die mit einem Lehrerinnenseminar verbunden ist. Knstler und Gelehrte sah die hochgebildete Frau gern bei. sich. Aber auch dem Handwerkerstande widmete sie ihre besondere Aufmerfamkeit; fo half sie dem Gesellenvater" Kolping bei seinem segensreichen Werke der Grndung von Gesellenvereinen; zur Untersttzung braver Hand-Werkerfamilien grndete sie in Koblenz eine Handwerkerstiftung. Als Augusta dem Prinzen Wilhelm die Hand zum Ehebunde reichte, ahnte sie nicht, da ihr an der Seite ihres Gemahls ein Leben, reich an Ehren und Wrden, zuteil werden sollte. Im Jahre 1861 wurde sie mit dem kniglichen Diadem geschmckt, im Jahre 1871 begrte sie das geeinte Deutschland als seine erste Kaiserin. Nach den glcklichen Feldzgen galt auch ihr der Jubelruf des deutschen Volkes, und bei der

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 114

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
114 Hltnisse des Deutschen Reiches fehlten ihm die staatsmnnische Veranlagung, der weite Blick und die erforderliche Willenskraft und Arbeitslust seiner Gemahlin. Franz I. wurde der Stammherr des habsburgisch-lothrin-gischen Hauses, das noch heute in sterreich-Ungarn regiert. Joseph Ii. 1765-1790. 1. Seine Persnlichkeit. Joseph Ii. wuchs unter der sorgfltigen Leitung seiner edlen Mutter heran und erhielt eine ausgezeichnete Ausbildung seiner hohen Geistesgaben. Er hatte einen klaren Verstand, besa Menschen-liebe und Leutseligkeit in hohem Grade und erwarb sich schnell eine seltene Beliebtheit beim Volke. Auch der geringste seiner Untertanen hatte jederzeit freien Zutritt zu ihm, um sein Begehren persnlich vorbringen zu knnen. Auf seinen zahlreichen Reisen suchte er Land und Leute und ihre Verhltnisse ans eigener Anschauung kennen zu lernen und verschmhte es nicht, einst in der Nhe eines mhrischen Dorfes mit dem Pfluge eine Furche zu ziehen, um ffentlich zu zeigen, wie sehr er den damals noch so verachteten Bauern-stand schtze. Ein Bewunderer Friedrichs des Groen und ein philosophischer Frei-geist wie sein Vorbild, brannte er vor Begierde, mit den freiheitlichen Neu-rungen seine Völker zu beglcken, doch fehlten ihm die weise Mahaltuug und der staatskluge Sinn seiner Mutter. Mit berstrzender Eile ging er vor und tat, wie Friedrich der Groe sagte, immer den zweiten Schritt vor dem ersten. ^ 2. Seine Regierung, a) Die uere Politik. Nach dem Tode seines Vaters wurde Joseph zum Kaiser gewhlt, doch in den sterreichischen Lndern war auch er bis zum Tode seiner Mutter nur Mitregent. Um Osterreich fr den Verlust von Schlesien zu entschdigen und seinen Staat durch neue Erwerbungen zu vergrern und abzurunden, suchte er Bayern an sich zu bringen. Dieses Bestreben wurde aber durch Friedrich den Groen, die Bestimmungen des Friedens zu Teschen und durch die Bildung des Deutschen Frstenbnndes zunichte gemacht. Auch seine Be-mhungen, im Verein mit der Kaiserin Katharina Ii. von Rußland die Trken zurckzudrngen, um sterreich im Osten einen neuen Lnderstrich zu verschaffen, hatten nicht den erwnschten Ersolg. b) Die innere Politik. Kaum war Maria Theresia gestorben, da begann Joseph Ii., den alten Staat der Habsburger von Grund aus umzu-gestalten; die einschneidendsten Vernderungen zeigten sich auf kirchlichem Gebiete. Durch das Toleranzedikt (1781) gab er den Angehrigen der verschiedenen christlichen Bekenntnisse freie Neligionsbung. volle brgerliche Gleichberechtigung und Zulassung zu allen ffentlichen mtern; die Lage der Inden wurde erleichtert. Den Verkehr der Brchse mit Rom beschrnkte er, und die ppstlichen Bullen hatten nur dann in seinem Reiche Gltigkeit, wenn sie die landesherrliche Genehmigung erhalteu hatten. Die Orgaue der Kirche stellte er unter staatliche Aufsicht, befehle die Bischofssthle mit Mnnern, die seinen Anschauungen huldigten, verbot Wallfahrten und Prozessionen und beschrnkte die Pracht des katholischen Gottes-dienstes. An den Priesterseminaren, die er der bischflichen Beaus-sichtigung entzog, stellte er Theologen an. die der Ausklruug huldigten, und

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 115

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
115 durch Verwischung der Unterscheidungslehren suchte er die christlichen Kon-sessionen einander zu nhern. Gegen 700 Klster hob er auf, und das einge-zogene Vermgen verwendete er zur Grndung von Kranken-, Armen- und Waisenhusein und zur Vermehrung und Aufbesserung der Psarr- und Lehrer-stellen. Die Klostergebude wurden zu Kasernen und Fabriken gemacht und die kirchlichen Gefe an Juden fr einen Spottpreis verkauft. Als warmer Anhnger der franzsischen Freidenker suchte er den allge-meinen Menschenrechten Anerkennung zu verschaffen. Er hob die Leibeigensch a f t ohne Entschdigung in beiden Reichshlften auf, eab allen seinen Untertanen Gleichheit vor dem Gesetze und verordnete eine gleich-mige Besteuerung aller Staatsbrger nach dem Vermgen. Die staat-liehe Zensur wurde beseitigt und eine gewisse Prefreiheit gestattet. Den Beamten machte er Unbestechlichkeit zur ersten Pflicht, den Richtern strenge Unparteilichkeit und schaffte die Todesstrafe ab. Die Verbrecher wurden zum Ziehen der Schiffe aus der Donau und zum Straenkehren ver-urteilt. Fr Kunst und Wissenschaft hatte Joseph Ii. kein Verstndnis. Kunstwerke (Jlionens, jetzt in Mnchen) wertvolle Handschriften und seltene Bcher kamen unter den Hammer. Die gesamten Lnder der sterreichischen Monarchie suchte er zu einem Ei n h e its st aa te zusammenzuschmelzen, dessen Verwaltung in Wien ihr Zentrum haben sollte. Er verfgte die Aufhebung der niederlndischen Verfassung, verordnete fr Ungarn bei allen amtlichen Handlungen den Gebrauch der deutschen Sprache an Stelle der lateinischen und gab diesem Lande eine neue Bezirkseinteiluug. Da aber Joseph Ii. bei seinen Neuerungen auf stndische Rechte und nationale Eigenart keine Rcksicht nahm, althergebrachte Gewohnheiten und Gebruche vorschnell zerstrte, erzeugte er einen tiefen Unwillen in allen Teilen des Reiches und unter allen Stnden. In den sterreichischen Niederlanden kam es zu offenem Aufruhr, und als auch Ungarn in Grung geriet, sah sich Joseph Ii. gezwungen, alle seine neuen Einrichtungen und Gesetze fr aufgehoben zu erklären; nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft blieben bestehen. Der tiefe Gram, den mhsamen Bau seines Lebens mit einein Schlage zerstrt zu sehen, er-schtterte seine ohnehin schwankende Gesundheit vollends; er starb im noch nicht vollendeten fnfzigsten Jahre seines Levens. Auf seinen Grabstein wnschte er, die Werte zu schreiben: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglck hatte, alle seine Entwrfe scheitern zu sehen." Frankreich. Ludwig Xv. Auf Ludwig Xiv. folgte sein Urenkel Ludwig Xv., unter dem die Mistnde, die bereits unter s-nnem Vorgnger in Frankreich herrschten, noch rger wurden. Durch die absolute Monarchie war das Knigtum in Eigenmchtigkeit und Willkr verfallen, die Vertretung der obersten Stnde (etats generaux), die der König nach Belieben und Bedrfnis ver- 8*

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 120

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
120 von dem Herzog Karl Eugen von Wrttemberg in schlimmster Weise ausgebt wurde. Die Bauern wurden in groer Auzahl herangeholt, um auf Bergen Seen auszuwerfen. Um seinen Gsten eine berraschende Unterhaltung zu bereiten, lie der Herzog in diese Seen Hirsche treiben, die dann nachts bei glnzender Beleuchtung abgeschossen wurden. Seinen Hofstaat bildeten 2000 Personen, und 700 Personen mit 600 Pferden muten ihn als Gefolge auf feinen Reisen begleiten. Er erbaute die Lustschlsser Ludwigsburg, Solitde und Hohenheim, die dem Lande groe Summen kosteten. Die Adligen herrschten als unumschrnkte Herren auf ihren Familiensitzen auf dem Lande; die Verwaltung der Gter berlieen sie vielfach Amtmnnern"; sie selber verbrachten den Winter in der nahen Residenz", wo sie ihre eigenen Hfe" hatten, den Sommer in viel-besuchten Lurusbderu. Viele Adlige drngten sich an die frstlichen Hfe oder bewarben sich um Offiziersstellen oder um die hheren mter in der Verwaltung, die fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Die Vorstellungen menschenfreundlicher Fürsten, das Los ihrer Bauern zu erleichtern, wiesen sie mit aller Entschiedenheit ab. Durch ein ppiges Leben, durch Spiel, Putz- und Modesucht, wofr Paris tonangebend war, gerieten sie immer tiefer in Schulden. Neben den adligen Beamten bildeten die nicht adligen Juristen, die auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten, einen besonderen Beamten st and, der sich von den Brgern streng absonderte. 3. Die Brger, a) Das Aussehen der Städte. Die Mauern, die noch viele Städte umgaben, begannen zu zerbrckeln, die Trme und Tore waren entweder niedergerissen oder als Gefngnisse eingerichtet. Die ausgetrockneten Stadtgrben wurden in Grten oder Anlagen verwandelt oder dienten den Khen als Weide und den Seilern und Tuchmachern zur Ausbung ihres Handwerkes; die Wlle waren in besseren Stdten mit Bumen bepflanzt und in Spazierwege umgewandelt. Im Innern der Stadt lagen zwischen den schmucklosen Husern groe Pltze, die als Obst- und Gemsegrten dienten oder als Ziergrten nach franzsischem Geschmack eingerichtet waren. Die Huser auf dem Markte, die mit ihren geradlinigen hohen Giebeln nach der Strae schauten, waren im ganzen besser gehalten; die Lauben", eine Eigenart der Huser frherer Zeit, waren nur noch vereinzelt zu finden. Viele leerstehende Klostergebude hatte man zu Schulen. Pfarrwohnungen, Armen- und Krankenhusern eingerichtet.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 130

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
130 zur Humanitt als die Hauptaufgabe des Menschengeschlechtes hin und erwarb sich als Legenden- und Fabeldichter groe Verdienste. Goethe und Schiller brachten die deutsche Dichtkunst zur hchsten Blte. Als Lyriker, Epiker und Dramatiker schufen sie Werke, die zu den vortrefflichsten Erzeugnissen der Weltliteratur gehren. Sie nahmen die groen Meister der Antike zu ihren Vorbildern und wuten griechische Formeuschnheit. rmische Kraft und deutsches Fhle und Denken harmonisch zu vereinigen. Whrend Friedrich der Groe, durch dessen ruhmreiche Kriegstaten, krftiges Auftreten und bedeutende Persnlichkeit der erste wahre und hhere Lebensgehalt in die deutsche Poesie kam", den deutschen Dichtern persnlich recht fremd gegenber stand, wurde der Hos der Frstin Anna Amalia von Weimar, der edlen und geistvollen Gnnerin unserer grten deutschen Dichter, und ihres Sohnes, des Herzogs Karl August, der geistige Mittelpunkt der gebildeten Welt Deutschlands. 2. Die Tonkunst. Die bekanntesten Musikinstrumente der Alten waren Leier und Kithara, ferner Flte und Doppelflte, zu denen spter Hrner, Posaunen. Zimbeln (Becken) und Pauken hinzu-kamen. Die Orgel, die im 8. und 9. Jahrhundert u. Chr. in Gebrauch kam und noch eine einfache Bauart zeigte, wurde nnr zur Begleitung von geistlichen Liedern benutzt; die Legende schreibt ihre Erfindung der hl. Cacilia, der Patronin der Musik, zu. Der Gesang war einstimmig, Hymnen und Psalmen wurden wie bei den Juden mehr rezitiert als gesungen. Der hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, soll den eigentlichen Kirchengefang und die ersten Sing-fchuleu eingerichtet haben. Durch den Papst Gregor den Groen wurde der Gregorianische Gesang" eingefhrt, aus dem sich der Choral entwickelte. Sngerschulen gab es auch bei den Klosterschnleu zu Fulda und St. Gallen, und der Mnch Hucbald shrte um das Jahr 900 den zwei-und mehrstimmigen Gesang ein. Um das Jahr 1500 wurde der Notendruck bekannt. Zur Zeit der Kreuzzge kamen zu den bekannten Instrumenten Laute und Gitarre, die Lieblingsinstrumente der fahrenden Snger. Ter Schatz an Melodien wurde durch die franzsischen Trou-badours und Tronveres und durch den deutschen Minne - und Meistergesang wesentlich bereichert. Im 16. Jahrhundert schufen der Italiener Palestrina und der Niederlnder Orlando di Lasso ihre groartigen Werke, wodurch die kirchliche Musik zu einer ungeahnten Hhe gebracht wurde, die wieder auf die weltliche Musik frdernd einwirkte. Das deutsche Kirchenlied erhielt infolge der Reformation eine grere Bercksichtigung und wrmere Pflege. Im 18. Jahrhundert feierte auch die Musik ihr goldenes Zeitalter. Bach schuf feine herrlichen Kau taten und Passionen, unter denen die Matthuspassion ganz besonders genannt zu werden verdient, Hndel

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 214

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
214 - Ibrahim von gypten nach Konstantinopel. Tausende von Frauen und Kindern wurden als Sklaven verkauft. Erst als die hartbedrngten Griechen an England, Rußland und Frank-reich Bundesgenossen und Hilfe fanden, die trkische Flotte in der Schlacht bei Navarino am 20. Oktober 1827 besiegt war und die Russen den Balkan uberschritten hatten, bequemte sich die Trkei zum Frieden von Adrianopel (1829). Die Unabhngigkeit Griechenlands wurde an-erkannt und der bayerische Prinz Otto, der Sohn des fr die alte griechische Kunst so begeisterten Knigs Ludwig, als König von Griechen-land eingesetzt (1832). Als er spter durch einen Militraufstand ent-thront wurde, folgte ihm im Jahre 1863 ein dnischer Prinz als König Georg L, dessen ltester Sohn, der Kronprinz Konstantin, mit Sophie, der Zweitjngsten Schwester Kaiser Wilhelms Ii., vermhlt ist. 4. Die franzsische Julirevolution. 1830. In Frankreich halte nach Napoleons Fall Ludwig Xviii., der Bruder des unglcklichen Knigs Ludwig Xvi.,1) die Regierung bernommen, der sich sorgfltig htete, die Verfassung zu verleben, die er bei seiner Thronbesteigung er= lassen hatte. Die Franzosen hatten sich in drei Parteien geteilt, die Republikaner, die Bonap artisten und die Royalisten, die sich gegenseitig in scharfer Weise bekmpften. Die Unzufriedenheit des Volkes der das Streben des Hofes, der nichts gelernt und nichts vergessen hatte", die Zustnde von 1789 allmhlich wiederherzustellen, nahm unter dem Nachfolger und Bruder Ludwigs Xviii., dem Könige Karl X., der den Adel und die Geistlichkeit ganz besonders begnstigte, eine immer drohendere Gestalt an. Weil ferner das Wahlgesetz willkrlich ge= ndert, die Prefreiheit und die persnliche Freiheit durch eine Reihe von Gesetzen (Ordonnanzen") aufgehoben wurde, kam es in Paris zu einem Volksaufstande, der erst nach einem dreitgigen blutigen Straenkampfe niedergeworfen wurde und unter dem Namen ^ u l i r e v o lu t i o n von 1830" bekannt ist. Der König wurde ver-trieben und sein Vetter, der Herzog von Orleans^), als Brgerknig" auf den Thron erhoben. Er nannte sich Louis Philipp. Whrend der Regierung Karls X. (1830) wurde Algerien eine franzsische Kolonie. Wie die erste franzsische Revolution, so hatte auch die Juli-nvolution fr mehrere Staaten Europas gauz bedeutungsvolle Folgen. In den Niederlanden kam die Grung zwischen den katholischen Belgiern und den protestantischen Hollndern, die ans die durch Sprache. i) Der Titel Ludwig Xvii. ist dem Sohne Ludwigs Xvi. beigelegt worden. '1 Er ist der Sohn des berchtigten Prinzen Egalite".

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 223

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
223 Fr die Baukunst zeigte der König eine ganz besondere Vorliebe. 300 Kirchen sind unter seiner Regierung neu errichtet und 130 wiederhergestellt worden. In Berlin entstanden die herrliche Schlo kapelle, das Neue Museum und das Opernhaus. Die Stammburg seiner Vter in Hohenzollern erhob sich prchtig aus den Trmmern, das Schlo der Ordensritter zu Marienburg und die Burg Stolzenfels lie der König in frherer Pracht wiederherstellen. Fr den Weiterbau des Cluer Domes schenkte er seit 1842 jhrlich eine Summe von 75000 Marl1) 7. Sorge fr Kirche und Schule. Durch die Einrichtung des' Oberkirchenrates forgte Friedrich Wilhelm fr das Wohl der evan-gelischen Kirche; die Angelegenheiten der Katholiken wnrden in der Katho-tischen Abteilung im Ministerium bearbeitet. Der Volksschule gab er durch Einfhrung der Raumerscheu Regulative neue gesetzliche Vorschriften, die eine religise Bildung der Jugend mehr als seither betonten. 8. Erwerbungen. Im Jahre 1849 wurden die Frstentmer Hohenzolle rn-H echingen und -Sigmaringen erworben; dagegen verzichtete der König auf die Herrschaft der Neueuburg und Valen-dis (1857), welche sich 1848 von Preußen losgesagt und der Schweiz angeschlossen hatten. Iii. Des Knigs Krankheit und Aod. Im Jahre 1857 erkrankte Friedrich Wilhelm Iv. an einem Gehirnleiden. Da Gott die Ehe des Knigs mit Kindern nicht gesegnet hatte, bernahm sein Bruder Wilhelm die Stellvertretung in der Regierung und vom Jahre 1858 die Regentschaft unter dem Titel Prinzregent. Am 2. Januar 1861 wurde der leutselige und milde Herrscher durch deu Tod von seinem schweren Leiden erlst. Er ruht neben seiner Ge-mahlin, der Knigin Elisabeth, in der Friedenskirche zu Potsdam. Niemals hat eines Knigs Herz treuer fr feines Volkes Wohl ge-schlagen . . . . , berall gewhrte er edlen Krften Anregung und frderte deren Entfaltung. Mit freier kniglicher Huld gab er dem Lande Einrichtungen, in deren Ausbau sich die Hoffnungen desselben erfllen sollten." Diesen wrdigen Nachruf widmete König Wilhelm I. bei feiner Thronbesteigung dem kniglichen Bruder. *) J) Erg. Nr. 81. 2) Erg. Nr. 82.

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 254

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
254 . Seminare und Verbesserung des Einkommens der Lehrer gehoben. Zur Beaufsichtigung der Volksschulen wurde im Jahre 1872 durch das Schulau ffichtsgesetz eine neue Schulaussichtsbehrde, die Kreisschuliu- Aas Aiederwatddenkmat von Schilling. spektion, eingerichtet. Eine gleiche Frsorge 'wandte die Regierung den mittleren und hheren Schulen, sowie der Frderung von Kunst und Wissenschaft zu. In Berlin wurde die National-galerie errichtet, ein groartiger Bau zur Aufnahme von Gemlden und
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